Labyrinthitis (med. Neuritis vestibularis) ist eine Ohrerkrankung, bei der die Hörschnecke und das Gleichgewichtsorgan betroffen sind. Bei dieser Infektion des Innenohrs entzündet sich das Labyrinth, also das Hohlraumsystem, in dem das Gleichgewichtsorgan untergebracht ist. Durch diese Innenohrentzündung wird die Funktion des Innenohrs gestört und der Gleichgewichtssinn unterbrochen. Von diesem Krankheitsbild sind vermehrt Säuglinge und Kleinkinder betroffen.
Da bei einer Labyrinthitis die Hörschnecke (Cochlea) betroffen ist, kommt es häufig zu Hörschäden, welche sogar zu einer Taubheit führen können. Da sich im Innenohr das Gleichgewichtsorgan befindet, wird eine Labyrinthitis auch von Dreh- und Fallschwindel, ungesteuerten Augenbewegungen, Übelkeit und in schlimmen Fällen von Erbrechen begleitet. Betroffene klagen außerdem über starke Ohrschmerzen. Zusätzlich können Begleiterscheinungen wie beispielsweise ein Tinnitus auftreten.
Eine Labyrinthitis kann viele Ursachen haben. Oft entsteht sie aus einer Mittelohrentzündung. In diesem Fall greifen die entzündenden Erreger vom Mittelohr auf das Innenohr über. Diese Form der Krankheit wird als serös bezeichnet und kann ohne Beeinträchtigungen ausheilen. Allerdings besteht die Gefahr, dass sie in eine eitrige Labyrinthitis übergeht. Diese kann zu einer Taubheit führen. Im schlimmsten (seltenen) Fall schreitet sie über den inneren Gehörgang weiter fort und entwickelt sich zu einer Hirnhautentzündung (Meningitis). Es kommt schon nach wenigen Tagen zu einer Knocheneinschmelzung.
Eine bakterielle Infektion des Innenohrs über das Blut ist relativ selten. Virale Infektionen hingegen durch zum Beispiel Grippeviren, Mumps oder Masern sind vor allem bei Kleinkindern eine häufige Ursache.
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Sind Symptome dieser Innenohrerkrankung zu erkennen, sollte umgehend ein Hals-Nasen-Ohren-Arzt aufgesucht werden, damit es nicht zu einer eitrigen Labyrinthitis und im schlimmsten Fall zur Ertaubung kommt. Der HNO-Arzt stellt mit den Ergebnissen eines Hörtests ein Audiogramm zusammen und erkennt eine Schallempfindungsschwerhörigkeit. Um speziell bei einer eitrigen Labyrinthitis eine knöcherne Beteiligung auszuschließen, wird häufig eine Computertomographie oder eine Magnetresonanztomographie mit einem Gadolinium als Kontrastmittel angeordnet. Zusätzlich wird das Gleichgewichtsorgan mittels thermischer und rotatorischer Prüfung untersucht.
Entstand die Labyrinthitis aufgrund einer akuten Mittelohrentzündung, sollte der HNO-Arzt mit Hilfe einer Paukendrainage die angesammelte Flüssigkeit in der Paukenhöhle ablassen.
Besteht die Erkrankung erst seit Kurzem und wurde zudem bakteriell ausgelöst, wird zunächst ein Antibiotikum verabreicht. Liegt eine virale Ursache zu Grunde, werden Virostatika (Aciclovir) verordnet. Leiden die Betroffenen bereits seit Längerem an der Krankheit und lässt sich zudem eine Knocheneinschmelzung feststellen, erfolgt eine Mastoidektomie, ein chirurgischer Eingriff bei dem der Warzenfortsatz (prominente, pneumatisierte Knochenwölbung des Schläfenbeins) teilweise entfernt wird. Bei einer bereits fortgeschrittenen Nekrose (Gewebetod) wird eine Labyrinthektomie, bei der das Gleichgewichtsorgan und das Hörorgan entfernt werden müssen und der Patient im Anschluss an den operativen Eingriff taub ist, durchgeführt. Tritt die Labyrinth-Erkrankung im Rahmen einer Autoimmunkrankheit, wie beispielsweise Morbus Wegener auf, wird der HNO-Arzt Immunsuppressiva verschreiben.
Säuglinge und Kleinkinder, welche besonders oft an einer Mittelohrentzündung erkranken, sollten im Falle einer Erkältung vom Kinderarzt beobachtet werden lassen. Zusätzlich gibt es Impfungen gegen Erreger, welche eine Labyrinthitis auslösen.
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