Unsere Ohren, auch wenn ihr Inneres noch so klein sein mag, leisten Unglaubliches. Sie können verschiedene Lautstärken, unterschiedliche Tonhöhen und sogar das Gleichgewicht erkennen und verarbeiten. Eine weitere Fähigkeit unseres Gehörs ist das so genannte räumliche Hören. Es ermöglicht Menschen bis auf 1° genau die Richtung, aus der ein Audiosignal kommt, akustisch zu bestimmen, sowie Rückschlüsse auf dessen Entfernung zu ziehen.
Inhaltsverzeichnis
Um zu bestimmen, aus welcher Richtung ein Signal auf den Menschen trifft, werden von unseren Ohren 3 Elemente berücksichtigt und ausgewertet:
Die Laufzeitdifferenz
Sie ist der Zeitunterschied zwischen dem Auftreffen des Signals auf das linke Ohr und dem Auftreffen auf das rechte Ohr. Zwar liegen unsere Ohren nur um den Durchmesser des Kopfes voneinander entfernt; trotzdem sind sie aber in der Lage, kleinste Abweichungen im Bereich der Mikrosekunden wahrzunehmen. Zum Vergleich: 1 Mikrosekunde entspricht 0,000001 Sekunden.
Die Intensitätsdifferenz
Sie beschreibt den Pegelunterschied, welcher durch das Durchdringen des Schädels zu Stande kommt. Abhängig von der Frequenz wird das Signal vom Schädel unterschiedlich stark gedämpft. Dieser Pegelunterschied wird ebenfalls wieder vom Ohr erfasst und bewertet.
Die Klangfarbe
Sie wirkt sich nicht direkt auf die Richtungsbestimmung aus, sondern ermöglicht dem Gehör viel mehr eine Richtungsinterpretation zur Einschätzung der Lokalisation.
Anhand dieser Eindrücke, die über die Ohren aufgenommen werden, kann das Gehirn dann Rückschlüsse auf die Richtung des Audiosignals ziehen und so ein räumliches Hören ermöglichen. Das Gehirn kann ein Signal damit in die drei Ebenen, die einen Raum aufspannen, einordnen.
Lassen Sie sich jetzt kostenlos und unabhängig beraten.
Ist mindestens eines der beiden Ohren von einem Hörverlust betroffen, wirkt sich das auch auf die Fähigkeit des räumlichen Hörens aus. Abhängig von der Art und dem Grad der Hörminderung, zeigt sich eine mehr oder weniger starke Beeinträchtigung in der Raumklang-Wahrnehmung. Zwar ist ein monaurales (einohriges) räumliches Hören prinzipiell auch möglich, jedoch lässt dieses allein noch lange nicht so genaue Rückschlüsse zu, wie das binaurale (zweiohrige) räumliche Hören.
Viele der modernen Hörgeräte haben eine zuverlässige Funktion für das räumliche Hören integriert. Mit Hilfe mehrerer Mikrofone kann das Gerät feststellen, aus welcher Richtung das Audiosignal auf das Ohr trifft und damit die richtigen Frequenzen verstärken. Liegt auf einem Ohr eine Hörminderung oder Taubheit vor, während das andere Ohr normalhörend ist, leitet ein so genanntes CROS-Hörgerät die eingehenden Signale von einem Ohr an das andere weiter. Wird der Träger beispielsweise von der Seite angesprochen, kann er mit dieser Technik trotz Hörverlust auf die Ansprache reagieren.
Liegt auf dem besserhörenden Ohr ebenfalls ein Hörverlust vor, kommen BiCROS-Geräte zum Einsatz. Sie geben das Signal vom schlechterhörenden Ohr nicht nur an das gegenüberliegende weiter, sondern verstärken dieses noch zusätzlich. Welches Hörgerät für welchen Hörverlust am besten geeignet ist, erfahren Betroffene im Zuge der Beratung beim Hörakustiker.
Sie haben eine Frage?
Lassen Sie sich jetzt kostenlos und unabhängig beraten.