Der Weg zu einem individuell angepassten Hörgerät beginnt immer mit einem audiologischen Vorgespräch mit einem Hörakustiker. So wird ein möglichst optimales, auf den Patienten zugeschnittenes Hörsystem gefunden, welches den Träger zuverlässig in seinem Alltag unterstützt.
In einem audiologischen Vorgespräch werden eine ganze Menge an Informationen erfasst. Wichtig dabei ist, dass der Patient im Laufe des Gesprächs aufkommende Fragen möglichst präzise und ehrlich beantwortet. Er braucht sich für nichts zu schämen oder Umstände beschönigen. Je besser der Hörakustiker über den Betroffenen Bescheid weiß, desto besser kann er ein passendes Gerät auswählen.
Das audiologische Vorgespräch beginnt in der Regel mit der Erfassung von Namen, Adresse und Alter. Danach werden allgemeine Angaben zur Schwerhörigkeit gemacht. Hat der Patient Hörschwankungen, leidet er unter Ohrgeräuschen (Tinnitus) und wird die Hörminderung auf beiden Seiten gleich stark empfunden? Solche Informationen geben dem Hörakustiker ein grobes, allgemeines Bild, was ihm ermöglicht, den Patienten direkt einzuordnen und bestimmte Geräte auszuschließen.
Inhaltsverzeichnis
Ein weiterer Teil des audiologischen Vorgesprächs ist das Anamnesegespräch (griech. Anamnese “Erinnerung”), welches die medizinische Vorgeschichte des Betroffenen behandelt. Hatte er bereits Operationen am Ohr? Leidet er unter Schwindel? Hat er Allergien, welche bei der Auswahl eines Hörsystems eine Rolle spielen? Wie verhält sich der Blutdruck des Betroffenen? Hat er Diabetes? All diese und noch weitere Fragen werden im Anamnesegespräch geklärt. Zum audiologischen Vorgespräch gehört auch eine Bedarfsanalyse, in welcher analysiert wird, in welchen Situationen die Hörprobleme verstärkt auftreten und wie häufig sich der Betroffene in diesen Situationen befindet. Aus diesen Angaben lassen sich bereits erste Schlüsse ziehen, was ein Hörgerät leisten muss, um dem Träger wieder einen uneingeschränkten Höralltag bieten zu können.
Nach dem Anamnesegespräch und der Bedarfsanalyse werden dann die Anforderungen an das Hörsystem besprochen, die der Betroffene an seinen neuen Alltagsbegleiter hat:
Möchte er eine Programmautomatik oder lieber manuell zwischen den Programmen wechseln?
Welche Bauform zieht er vor?
Hat er kosmetische Wünsche?
Wie steht seine Fingerfertigkeit/Feinmotorik im Verhältnis zu der Gerätegröße?
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Auch das Umfeld des Patienten fließt in die Auswahl des Hörsystems mit ein.
Hat er Kinder im Haus?
Hört er oft Musik oder sieht er häufig fern?
Hat er einen ruhigen Alltag?
Hat sein Beruf starke Auswirkungen auf seinen Höralltag?
Nach dem audiologischen Vorgespräch ist der Hörakustiker über die Situation des Betroffenen umfassend informiert. Um das auf Basis der Ergebnisse des audiologischen Vorgesprächs passende Hörsystem zu finden, sieht das weitere Vorgehen wie folgt aus:
Otoskopie
Mit einem Otoskop wird der äußere Gehörgang und das Trommelfell untersucht. Es wird geschaut, ob es Auffälligkeiten gibt, die mit der Hörminderung in Zusammenhang stehen könnten.
Hörtests (Ton- und Sprachaudiometrie)
Mit der Tonaudiometrie werden die Hörschwelle und die Unbehaglichkeitsschwelle gemessen. Die Hörschwelle liegt dort, wo ein Ton gerade eben wahrgenommen werden kann. Die Unbehaglichkeitsschwelle gibt darüber Auskunft, ab wann Töne als unangenehm laut empfunden werden. Mit der Sprachaudiometrie wird das Sprachverständnis gemessen, also wie viel der vorgespielten Wörter der Untersuchte bei unterschiedlicher Lautstärke versteht.
Hörsystemauswahl
Auf Basis der Messergebnisse der Hörtests und den Angaben aus dem audiologischen Vorgespräch kann der Hörakustiker passende Hörsysteme heraussuchen, welche den Hörverlust kompensieren. Welche Bauform in Frage kommt (In-dem-Ohr oder Hinter-dem Ohr) ist insbesondere abhängig vom Grad des Hörverlustes. Die Farbe oder die Ausstattung mit Zusatzfunktionen können individuell an die persönlichen Wünsche der Träger angepasst werden.
Hörsystemeinstellung
Nachdem das passende Gerät gefunden wurde, wird dies nun auf die persönlichen Bedürfnisse des Trägers eingestellt. Dazu gehört ein optimaler Sitz am oder im Ohr sowie die richtige Einstellung von unterschiedlichen Parametern, wie zum Beispiel der Lautstärke. Auch hier kann man auf die Erkenntnisse des audiologischen Vorgesprächs und der Bedarfsanalyse zurückgreifen. Wichtig ist es, das Hörgerät ausgiebig in unterschiedlichen Hörumgebungen zu testen, um dem Hörakustiker nach dieser Testphase Rückmeldung zu geben, welche Einstellungen noch nachjustiert werden müssen.
Feinanpassung
Nachdem das Gerät in unterschiedlichen Hörumgebungen getestet wurde, kann der Hörakustiker Feinabstimmungen vornehmen, das heißt störende Geräusche können beispielsweise weiter abgedämpft werden und andere Tonfrequenzen können verstärkt werden. In der Regel sind mehrere Termine zur Feinanpassung nötig.
Abschließende Messungen
Wenn alle Einstellungen zufriedenstellend angepasst wurden und sich im Höralltag bewährt haben, folgt ein abschließender Hörtest.
Das audiologische Vorgespräch bildet den Grundstein für eine optimale Hörgeräteversorgung. Durch die Informationen, die im Rahmen des audiologischen Vorgesprächs ausgetauscht werden, können die Bedürfnisse der Hörgeschädigten ermittelt und berücksichtig werden. Daher sollte diesem besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden.
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