In Deutschland leiden circa 19 % der Bevölkerung an einer Schwerhörigkeit, wobei die Tendenz steigend ist. Da ein Hörverlust genauso individuell ist wie das menschliche Gehör, unterscheidet man nicht nur anhand des Schweregrades, sondern auch anhand der Ursache oder der Symptome. Was ist eigentlich eine Tieftonschwerhörigkeit und was sind die Gründe für eine Taubheit von tiefen Tönen? Menschen die von einer Tieftonschwerhörigkeit betroffen sind, haben Probleme tieffrequente Töne zu hören, welche Frequenzen von unter 2.000 Hertz aufweisen. Diese Art von Schwerhörigkeit zählt man zu den Innenohrschwerhörigkeiten, wobei auch Probleme im Mittelohr dazu führen können, dass tiefe Töne nicht mehr gehört werden können. Eine Kombination dieser Krankheit mit den anderen Graden, einer Mittelton- und Hochtonschwerhörigkeit wird als Breitbandschwerhörigkeit bezeichnet.
Inhaltsverzeichnis
Betroffene hören Gespräche in normaler Lautstärke noch gut und haben meist in einer Unterhaltung kein Problem den Gesprächspartner zu verstehen. Deshalb fällt die Tieftonschwerhörigkeit nicht unbedingt immer direkt auf. Dennoch zählen Schwierigkeiten beim Verstehen von Gruppenunterhaltungen und Probleme in lauter Umgebung und bei Hintergrundlärm klar zu hören zu den Symptomen einer Tieftonschwerhörigkeit. Ein weiteres Indiz für diese Art von Schwerhörigkeit ist die Problematik beim Musikhören Basstöne zu hören, weshalb man folglich nicht den vollen Klang der Musik wahrnehmen kann und die Tieftonschwerhörigkeit schnell auffällt. Bei Kindern sollte man das Hörverhalten sehr aufmerksam beobachten, um eine Tieftonschwerhörigkeit zu entdecken, da diese, je nach Alter, noch nicht selbst ihre Beschwerden erkennen und nicht mitteilen können, welche Frequenzen sie noch hören.
Ein Hörverlust geht häufig mit fortschreitendem Alter einher – die Ursache hierfür liegt in der sogenannten Altersschwerhörigkeit. Es ist ein ganz normaler Prozess, dass das Gehör mit zunehmendem Alter schlechter wird. Die Tieftonschwerhörigkeit muss hiervon allerdings unterschieden werden.
Können jedoch nur tieffrequente Töne nicht mehr gehört werden, ist dies typisch für eine Art des sensorineuralen Hörverlusts und wird normalerweise durch die Beschädigung der Haarsinneszellen im Innenohr versursacht. Der betroffene Bereich der Hörschnecke liegt bei einer Schwerhörigkeit in der Spitze des Innenohrs. Die Haarsinneszellen haben die Aufgabe akustische Reize aufzunehmen und in Nervenaktivitäten umzuwandeln, welche dann über den Hörnerv zum Gehirn weitergeleitet werden. Die Beschädigung der Haarsinneszellen kann entweder bedingt durch einen von Lärm oder Stress ausgelösten Hörsturz erfolgen, bei dem die Haarsinneszellen nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden und es zur Degeneration kommt, oder durch Infektionen und Krankheiten wie Morbus Menière.
Eine Schwerhörigkeit bei tiefen Frequenzen kann auch auf eine Mittelohrschwerhörigkeit zurückzuführen sein. Hier ist der mittlere Bereich der Hörschnecke betroffen. Ursachen könnte eine steife Trommelfellnarbe, ein Tubenverschluss, versteifte Bandaufhängungen der Gehörknöchelchenkette und beginnende Otosklerose sein.
Lassen Sie sich jetzt kostenlos und unabhängig beraten.
Um festzustellen, ob es sich um eine Schwerhörigkeit bedingt durch einen Defekt im Mittelohr handelt, eignet sich die Erstellung eines Audiogramms, auch Tonaudiogramm genannt. Für dieses werden objektive und subjektive Hörtests durchgeführt und das Ergebnis schließlich in Hörkurven festgehalten. Auch die Hörschwelle kann so bestimmt werden. Diese bildet die untere Grenze, ab wann Töne wahrgenommen werden und wird über die Luftleitung mittels eines Kopfhörers gemessen. Bei der Messung der Knochenleitung hingegen werden Schwingungen über einen Knochenleitungshörer übertragen. Liegt eine Diskrepanz zwischen den Messungen der Luftleitung und der Knochenleitung vor, so ist das ein Zeichen für eine Schädigung im Mittelohr. Außerdem kann man mithilfe eines Tympanogramms den Druck im Mittelohr und somit die Schwingfähigkeit des Trommelfells messen, welche ebenfalls Auskunft darüber geben, ob die Signalübertragung im Mittelohr Schäden aufweist. Durch kleinere Eingriffe oder Implantate kann man eine Tieftonschwerhörigkeit, bedingt durch Funktionsstörungen im Mittelohr, kompensieren.
Um das Problem im Innenohr zu lokalisieren werden ebenfalls subjektive und objektive Audiometrien durchgeführt, wobei eine gemeinsame Messung von Luft- und Knochenleitung ein Indiz für eine Innenohrschwerhörigkeit ist. Hörschädigungen des Innenohrs sind irreparabel, denn bereits abgestorbene Haarsinneszellen können sich weder regenerieren noch nachwachsen. Die Folgen der Hörschädigung können lediglich mit einer Hörgeräte-Behandlung kompensiert werden und sollte deshalb schon bei einem leichten Hörverlust zum Einsatz gebracht werden. Vorbeugen kann man gerade Schädigungen im Innenohr, indem man in lauten Situationen einen angemessenen Gehörschutz verwendet, um seine Ohren vor Lärm zu schützen und auch bei einem stressigen Alltag immer wieder Ruhephasen einbaut. Denn anhaltender Stress kann zu einem Hörsturz führen, welcher eine dauerhafte Schädigung des Innenohres verursachen und einen Tinnitus mit sich bringen kann. Kommt es zu einem dauerhaften Hörverlust, sollte auf geeignete Hörgeräte zurückgegriffen werden. Je früher man dem Hörverlust mit Hörgeräten, die speziell eine Tieftonschwerhörigkeit kompensieren, entgegenwirkt, desto besser ist dies für das verbleibende Gehör.
Sie haben eine Frage?
Lassen Sie sich jetzt kostenlos und unabhängig beraten.