Die häufigste Art einer Schwerhörigkeit ist die Innenohrschwerhörigkeit. Zu ihr zählen alle Schallempfindungsschwerhörigkeiten. Doch es kann auch dann ein Hörverlust entstehen, wenn andere Teile des Gehörs, wie beispielsweise das Mittelohr, betroffen sind. In diesem Fall handelt es sich um eine Mittelohrschwerhörigkeit. Bei einer Mittelohrschwerhörigkeit ist die Weiterleitung der Schallwellen im Mittelohr gestört, weshalb man diese Art von Schwerhörigkeit zu den Schallleitungsschwerhörigkeiten zählt.
Inhaltsverzeichnis
Bei dieser Schwerhörigkeit hören die Betroffenen Töne und Sprache nur noch in abgeschwächter Form. Dabei wird nicht zwischen verschiedenen Frequenzbereichen differenziert, weshalb man nicht von einer Tiefton-, Mittelton- oder Hochtonschwerhörigkeit, sondern von einer Breitbandschwerhörigkeit spricht. Die Lautstärke von Musik und Fernseher wird zunehmend erhöht und auch das Führen von Gesprächen fällt den Betroffenen schwerer. Da bei der Mittelohrschwerhörigkeit die Schallweiterleitung ins Innere des Ohres und damit an die Hörschnecke gestört ist, können die Informationen nicht vollständig verarbeitet werden. In einigen Fällen können auch Ohrgeräusche wie Tinnitus oder ein Pfeifen eine unangenehme Begleiterscheinung der Schwerhörigkeit sein.
Bei einem gesunden Gehör treffen die Schallwellen am Ende des Gehörgangs auf das Trommelfell und versetzen dieses in Schwingung. Die Gehörknöchelchenkette im Mittelohr, welche aus Hammer, Amboss und Steigbügel besteht, leitet diese Schallwellen weiter. Im Anschluss werden die Schallwellen an das Innenohr weitergegeben. Liegt in dieser Folge der Schallübertragung eine Funktionsstörung vor, spricht man von einer Mittelohrschwerhörigkeit. Die Ursachen können im Bereich des Trommelfells, im Gehörgang, oder im Mittelohr liegen. Folgende Ursachen können infrage kommen:
Trommelfelldefekt
Trommelfell im Rahmen einer Mittelohrentzündung verletzt sein und dadurch nicht richtig in Schwingung versetzt werden. Folglich können die Schallwellen nicht adäquat weitergeleitet werden.
Versteifung der Gehörknöchelchen
Auch eine Versteifung der Gelenke zwischen den Gehörknöchelchen durch eine chronische Mittelohrentzündung oder die Verletzung dieser, können ebenfalls Ursachen von einer Mittelohrschwerhörigkeit sein. Besonders bei Kindern tritt die Mittelohrschwerhörigkeit häufig aufgrund einer unter Umständen chronischen Mittelohrentzündung auf.
Otosklerose
Ein schleichendes Eintreten der Schwerhörigkeit kann eine Folge der Krankheit Otosklerose sein, bei der die Fußplatte des Steigbügels, welche den Übergang zum Innenohr darstellt verknöchert. Abhängig vom Ausmaß der Otosklerose kann die vorliegende Schwerhörigkeit nur durch eine Operation und das Einsetzen eines Steigbügel-Implantats rückgängig gemacht werden.
Durch die Ansammlung von Sekret im Mittelohr wird die Schallübertragung behindert.
Weitere mögliche Ursachen einer Mittelohrschwerhörigkeit sind:
Gehörgangsfehlbildung
Entzündung, Lochbildung oder Einreißen des Trommelfells
Ohrmuschelfehlbildung
Ohrenschmalzpfropf oder Fremdkörper im Gehörgang
Tubenverschluss
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Ein HNO-Arzt oder ein Hörakustiker können mit Hilfe verschiedener Hörtestverfahren feststellen, ob es sich um eine Schwerhörigkeit im Mittelohr handelt oder nicht. Oft können jedoch schon im persönlichen Gespräch mit dem Patienten Rückschlüsse auf die Art und die Ursache der Hörverlust gezogen werden. Mit der Otoskopie, einer optischen Untersuchung des Gehörgangs, kann bereits festgestellt werden, ob das Trommelfell verletzt oder vernarbt ist oder ob es sich um einen Paukenerguss handelt. Ist allerdings noch keine Diagnose gestellt, werden weitere subjektive und objektive Hörtests durchgeführt. Eine Unterscheidung zur Innenohrschwerhörigkeit kann man bereits durch den Weber- und Rinne-Test feststellen. Mit einem Tonaudiogramm wird das Ausmaß der Hörstörung im Frequenzverlauf gezeigt. Mit der Tympanometrie, einer objektiven Hörprüfung, wird die Beweglichkeit des Trommelfells und der Gehörknöchelchen überprüft indem man den Mittelohrdruck misst. CT/MRT- Aufnahmen können zudem zur Lokalisation der Störung helfen.
Eine Mittelohrschwerhörigkeit kann anders als eine Innenohrschwerhörigkeit ursachenbehebend therapiert werden, indem man einen operativen Eingriff vornimmt. Je nach Ursache gibt es verschiedene operative Verfahrensweisen:
Das Trommelfell wird punktiert, um die Flüssigkeit bedingt durch einen Paukenerguss aus dem Mittelohr abzusaugen.
Paukenröhrchen
Ein kleines Röhrchen wird ins Trommelfell eingesetzt, damit eine bessere Belüftung des Mittelohrs ermöglicht werden kann.
Tympanoplastik
Hierbei wird das Trommelfell oder die Gehörknöchelchenkette wiederhergestellt, beispielsweise bei einer chronischen Mittelohrentzündung und eventuellen Verletzungen des Trommelfells.
Komplexe Mittelohroperation
Gehörknöchelchen werden aus Titanimplantaten ersetzt. Bei einer Stapesplastik beispielsweise wird der Steigbügle operativ durch eine Prothese ersetzt.
Entfernung des Ohrenschmalzpfropfes
Die Prognosen für die Wiederherstellung des Hörvermögens bis zu einem gewissen Grad stehen in der Regel gut. Liegt die Ursache für die Mittelohrschwerhörigkeit in einer Otosklerose, dann kann sogar in 90 % der Fälle einer Hörverbesserung erreicht werden. Liegt die Ursache allerdings in Entzündungen, welche den Steigbügel irreversibel geschädigt oder sogar komplett zerstört haben, dann ist die Erfolgsrate nicht so hoch. Im Gegensatz zu anderen Hörverlusten gibt es bei der Mittelohrschwerhörigkeit Möglichkeiten, diese ohne bleibende Schäden zu heilen, weshalb man umgehend einen Facharzt oder Hörakustiker aufsuchen sollt, sobald man Symptome dieser Schwerhörigkeit bemerkt. Abhängig vom Ausmaß der Ursache, kann sich die Mittelohrschwerhörigkeit unter Umständen auch verschlimmern und zu einer vollkommenen Taubheit entwickeln. Sollte keine Behandlungsmethode einen zufriedenstellenden Erfolg erzielen, dann könne Hörgeräte die Hörminderung ausgleichen und das Hören verbessern.
Eine Innenohrschwerhörigkeit ist, wie der Name schon sagt, eine Hörstörung, die ihre Ursache im Innenohr hat. Im Gegensatz zur Mittelohrschwerhörigkeit ist sie oft irreversibel, da sich beispielsweise lärmgeschädigte Haarsinneszellen nicht wieder regenerieren können und die Fähigkeit zu Hören für immer eingeschränkt ist. Im Tonaudiogramm ist die Innenohrschwerhörigkeit dadurch gekennzeichnet, dass sowohl die Luftleitungs- als auch die Knochenleitungshörschwelle bei höheren Werten liegen als die eines Normalhörenden. Eine Schallleitungsschwerhörigkeit, wie die Mittelohrschwerhörigkeit hingegen. zeigt eine deutlich schlechtere Luft- als Knochenleitung.
Beiden Schwerhörigkeiten ist gemein, dass sie in einigen Fällen nur durch ein Hörgerät ausgeglichen werden können und unter Umständen in Kombination mit einem Tinnitus auftreten. Liegen beide Schwerhörigkeitsformen gleichzeitig vor, auch wenn sie auf verschiedene Ursachen zurückzuführen sind, spricht man von einer kombinierten Schwerhörigkeit.
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